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19. Februar 2016

Wie viele Schülerinnen und Schüler wählen freiwillig MINT und ein Sprachfach?

Die Befürworter der Initiative «für eine freie Wahl aller Wahlpflichtfächer an der Sekundarschule» befürchten, dass bei einer Annahme der Initiative leistungsstarke Schülerinnen und Schüler sowohl das MINT-Fach und ein Sprachfach wählen können. Die Realität wird aber eher so aussehen, dass Schülerinnen und Schüler, die freiwillig MINT und Lingua wählen, die Ausnahme sind. Deborah Strub, Bereichsleiterin Life Sciences, Bildung und Forschung bei der Handelskammer beider Basel, erinnert sich an ihre eigene Schulzeit.

 

 

Die Befürworter der Initiative «für eine freie Wahl aller Wahlpflichtfächer an der Sekundarschule» schieben in den Vordergrund, dass bei einer Annahme der Initiative leistungsstarke Schülerinnen und Schüler sowohl das MINT-Fach als auch ein Sprachfach wählen können. Das stimmt. Wenn wir aber schauen, aus welcher Ecke die Initiative lanciert wurde – das waren insbesondere die Musiklehrer – war das ganz bestimmt nicht die Motivation für die Initiative zur Abschaffung der minimen Wahleinschränkung für das P-Niveau.

 

Zudem wird die Realität eher so aussehen, dass Schülerinnen und Schüler, die freiwillig MINT und Lingua wählen, die Ausnahme sind. Der umgekehrte Fall wird wohl eher die Regel sein. Ich erinnere mich noch gut, wie meine Schulkolleginnen und -kollegen im Alter der Schülerinnen und Schüler tickten, die im Kanton Basel-Stadt jetzt ihre Wahlpflichtfächer aussuchen müssen. Wir wären – damals durchaus fleissige und strebsame PG-Schülerinnen und Schüler – niemals auf die Idee gekommen, uns mit Wahlpflichtfächern freiwillig Zusatzaufwand aufzuhalsen. Die Berufs- oder Studienwahl war da noch ganz weit weg. Die regulären Fächer Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und Sprachen haben uns schon genug herausgefordert. Da tue ich mir doch nicht freiwillig noch mehr an. Nein, wenn ich schon die Wahl habe, dann entscheide ich mich lieber für zwei Fächer aus dem musisch-gestalterischen Bereich. Die haben auch den Vorteil, dass es meistens keine oder wenige Hausaufgaben gibt. Und dann, ein bis zwei Jahre später, wenn es um die Berufswahl oder den Schwerpunkt im Gymnasium geht, interessieren sich die jungen Menschen vielleicht doch für eine Lehre oder ein Studium im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich, bringen hierfür aber die Voraussetzungen nicht mit.

 

Unsere Region mit dem starken Life Sciences Cluster ist vom Fachkräftemangel im naturwissenschaftlichen, technischen und Ingenieur-Bereich besonders betroffen. Die Life-Sciences-Unternehmen gehören zu den Hauptarbeitgebern unserer Region. Diese können aber immer öfter ihre offenen Lehrstellen nicht besetzen. Nicht, weil es zu wenige Interessenten gäbe, sondern weil diese die Voraussetzungen nicht mitbringen. Und was machen die Unternehmen in ihrer Not? Sie rekrutieren ihre Lehrlinge aus dem nahen Ausland, zum Beispiel aus Deutschland. Aus meiner Sicht ist das enorm schade! Wollen wir nicht diese Lehrstellen viel lieber mit Schulabgängerinnen und -abgängern aus Basel besetzen können? Deshalb NEIN zur freien Wahl aller Wahlpflichtfächer an der Sekundarschule und JA zu einer Schulbildung, die Perspektiven schafft.

 

Deborah Strub
Bereichsleiterin Life Sciences
[email protected]
T +41 61 270 60 76

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